Gedenkveranstaltung im Landtag Steiermark
Der 27. Jänner, der Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz im Jahr 1945, wurde 2005 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen zum „Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust" erklärt.
Aus diesem Anlass lud Landtagspräsidentin Manuela Khom am Montag zu einer Gedenkveranstaltung in den Sitzungssaal des Landtages Steiermark im Landhaus. Unter den rund 120 Gästen nahmen auch hochrangige Vertreterinnen und Vertreter der Landespolitik aller im Landtag vertretenen Parteien an der Gedenkveranstaltung teil.
Landtagspräsidentin Khom unterstrich in ihrer Einleitungsrede die Wichtigkeit des Gedenkens an die Opfer der Gräueltaten des NS-Regimes, betonte aber auch: „Gedenken darf nicht zu einer ständigen Schuldaufarbeitung für die Fehler einer früheren Generation werden. Vielmehr sind wir den Opfern aber vor allem den nachfolgenden Generationen schuldig zu vermitteln, wie schnell aus Diskriminierung Verfeindung werden kann und wie wenig noch fehlt, bis hasserfüllten Worten auch Taten folgen können.", so Khom.
Der Präsident der Jüdischen Gemeinde Graz, Elie Rosen, bekräftigte: „Geschichte kennt keinen Neuanfang, sie ist ein Kontinuum. Der neue Antisemitismus präsentiert sich heute anders, er ist nicht immer offensichtlich, er begegnet uns im neuen Gewand. Reine Appelle an das Gedenken dürfen daher nicht zu Floskeln der eigenen Gewissens-Reinigung verkommen. Es darf nicht bei bloßen moralischen Appellen bleiben, die Ursachen müssen - ohne Zensur - erkannt und benannt werden, damit gegen sie vorgegangen werden kann."
Für die Gedenkveranstaltung reiste der Dekan der Philosophisch-Historischen Fakultät der Universität Innsbruck, Dirk Rupnow, nach Graz und hielt einen Vortrag zur Gedenkkultur in Österreich. „Wir sind mittlerweile sehr weit entfernt vom historischen Geschehen, es gibt kaum eine Verbindung mehr von den heutigen Jugendlichen zu dieser Geschichte, gleichzeitig leben immer mehr Menschen überhaupt ohne familiäre Beziehungen zu dieser Geschichte unter uns, dafür viele mit anderen Kriegs- und Gewalterfahrungen. Aber letztlich müssen wir uns alle immer wieder die Frage stellen: „Was hat das mit mir zu tun?", wenn wir die Erinnerung an den Holocaust lebendig erhalten wollen. Niemand sagt, dass dies eine einfach Frage ist. Es wird unterschiedliche Antworten auf diese Frage geben. Sie werden sich mit der Zeit auch verändern. Aber ob die Erinnerung an den Holocaust in der Zukunft in unserer Gesellschaft eine Rolle spielt, wird davon abhängen, wie ernsthaft wir uns alle mit dieser Frage auseinandersetzen.", so Rupnow.
Graz, am 27. Jänner 2020