Das Landhaus
Das Landhaus der Steiermark zählt zu den bedeutendsten Gebäuden der Renaissance in Österreich. Dem Bedürfnis nach einem Versammlungsort der Landstände entsprechend bildete sich der Komplex des Landhauses, der von Herren-, Landhaus- und Schmiedgasse sowie dem Landeszeughaus begrenzt wird, in einem Zeitraum von rund 150 Jahren.
Die Anfänge liegen in einem Bürgerhaus in der Herrengasse, das die Stände 1494 zur Abhaltung ihrer Versammlungen erwarben. 1534 erfolgte der Zukauf eines Hauses in der Herrengasse, wo es schon die Kanzlei der Landstände gab, womit erstmalig das gesamte Areal zwischen Herren-, Landhaus-, und Schmiedgasse den Steirischen Ständen gehörte.
Der Platz für ein stattliches Palais, das zur Repräsentation der Landstände diente, war damit geschaffen. 1555 beschloss der Landtag, den aus Scaria gebürtigen Festungsarchitekten Domenico dell'Aglio (auch dell‘Allio, de Lalio, De Lallio, u. a., um 1515 - 1563) mit dem Neubau des Landhauses in der Herrengasse zu beauftragen.
Seine eigentliche Schönheit entfaltet sich erst im Hof, den Dell'Aglio an Nord- und Ostseite mit Arkaden toskanischer Ordnung in allen drei Geschossen gestaltete. Schon 1581 - 1584 waren die Brüder Antonio und Francesco Marmoro, (eingedeutscht Marbl), die der Werkstatt Dell'Aglios entstammten, damit beschäftigt, das Gebäude in der Herrengasse im Süden um vier Achsen zu verlängern.
1645 wurde noch eine Achse mit einem zweiten Tor von Antonio Solar hinzugefügt, der auch das anschließende Landeszeughaus 1643/44 errichtete. Hinter der beeindruckenden frühbarocken Fassade mit den Nischenfiguren von Mars und Minerva von Giovanni Marmoro (eingedeutscht: Hans Marbl) liegt eines der wenigen erhaltenen und am besten bestückten Zeughäuser Europas.
Für den Hof des Landhauses selbst ergab sich jedoch 1888/90 eine grundlegende Änderung, als nach Plänen Hermann Scanzonis ein frei stehender Arkadengang zum Abschluss des Hofes errichtet wurde. Die Vollendung der dreiflügeligen Arkadenanlage ist also dem 19. Jahrhundert zuzuschreiben.
Bemerkenswert ist der Ziehbrunnen aus Röthelsteiner Marmor von Antonio Marmoro (Anton Marbl) mit einer spätmanieristischen Brunnenlaube aus Bronzeguss von den Rotgießern Marx Wening und Thomas Auer, deren Signatur sich mit der Datierung 1590 an den Plinthen finden lässt. Die Brunnenlaube, die sich über eindrucksvollen Satyrdocken mittels fünf Kandelabersäulen erhebt, wird aus Nereiden, Delfinen mit Putten und Akanthus sowie Weinlaub in einem komplizierten Geflecht gebildet. Der bekrönende Krieger trägt eine Fahne mit dem Steirischen Panther (dieser aus dem 19. Jh.).
Dr.in Christine Rabensteiner
Kuratorin für Kunst der Neuzeit
Universalmuseum Joanneum, Alte Galerie
aus "LANDTAG STEIERMARK"