Die Landstube
Die äußere Erscheinung des Landstubentraktes ist heute durch den barocken Umbau von Georg Kräxner (1740/41) bestimmt, der sich für ein Mansarddach mit Dachhäuschen entschloss. Die Fenster erhielten eine Stuckzier von Johann Angelo Formentini. Unter ihnen sind im großen Landhaushof sechs Wappen ständischer Verordneter angebracht.
Das Innere der Landstube besticht durch eine besonders prunkvolle Ausstattung, von der vor allem der Stuckdekor der Decke von Johann Angelo Formentini, ebenfalls aus denselben Jahren stammend, auffällt. Er ist in Weiß auf gelbem Grund gehalten. Von einem Mittelfeld ausgehend wird er in drei Zonen immer plastischer. Formentini bediente sich dabei der für das 18. Jahrhundert typischen zarten Laub-, Bandl- und Gitterwerkornamente. Die Türkenköpfe und die Trophäen erinnern an die Türkenkriege und an den Frieden von Beograd (1739). Die Gesimszone wird von Wappen geschmückt: An der Stirnseite, d. h. über dem Sitz des Landeshauptmannes finden sich die Initialen Kaiser Karls VI. „C. VI" (regierte 1711 bis 1740), deren Schild von Adlern mit Schwert und Zepter gehalten wird. An der gegenüberliegenden Eingangsseite ist die Landeshoheit mit einem Schild mit dem Steirischen Panther vertreten, der ebenfalls von zwei Panthern getragen wird. Die Wappen und Initialen von steirischen ständischen Verordneten zieren das Gesims an den Fensterseiten: Zum großen Hof sind es: „D.I.G.V.D." (Dismas Iosephus Graf von Dietrichstein, 1739-1743*), „T.G.V.A." (Thaddäus Graf von Attems, 1738-1742*), „C.A.G.B.L.I.S." (Carl Adam Graf Breuner Landeshauptmann in Steiermark, 1730-1749*), zum kleinen Hof: „P.A.Z.R." (Placidus [Mally] Abt zu Rein, 1733-1741*), „I. H. V. S." (Iosephus Herr von Stubenberg, 1738-1742*), „G. H. V. S." (Georg Herr von Stubenberg, 1740-1744*).
Einige Ölgemälde zieren die Wände der Landstube: Über den Türen (die westlichen Türen wurden 1965 in den Rittersaal übertragen und durch eine breite Falttür ersetzt) sind vier Supraporten von Franz Ignaz Flurer angebracht. Es sind die um 1740 gemalten Allegorien von Justitia (Gerechtigkeit mit Goldhelm, Waage und Richtschwert), Prudentia (Weisheit mit Buch, Spiegel und Lot) und über der Falttür Liberalitas (Großmut mit Füllhorn und einem Teller mit Glasherzen) und Abundantia (Wohlstand, der an Putten Goldmünzen austeilt, dabei füttert ein Putto eine Henne und Küken).
An der Wand hinter dem Präsidialsitz dominiert das Gemälde „Segnungen des Friedens" von Franz Karl Remp (1705/06), in dem Mars gestürzt wird, die Künste gedeihen und der Maler vom herrschenden Überfluss mit einem vorgehaltenen Spiegel zur Wahrheit ermahnt wird. Zwischen den Fenstern hängen Renaissanceporträts, die dem Umkreis des Malers Pietro de Pomis zuzuschreiben sind und die vermutlich dreimal Erzherzog Ferdinand von Innerösterreich (reg. als Kaiser Ferdinand II. 1619 bis 1637) sowie dessen Gemahlin Maria Anna von Bayern darstellen.
Das bekannte Bildnis Erzherzog Johanns, des „Steirischen Prinzen" befindet sich neben der Falttür (bezeichnet: F. Pamberger 1935 nach P. Krafft 1817).
Zwei mächtige Kachelöfen mit weißer Glasur und Golddekor nehmen mit den bekrönenden Wappentieren Adler und Panther Bezug auf Österreich und die Steiermark. Ihre Ornamentik zeichnet sie als Werke des Rokoko aus. Ebenfalls erwähnenswert sind die schönen venezianischen Luster aus dem 18. Jahrhundert.
Dr.in Christine Rabensteiner, Landesmuseum Joanneum
aus "LANDTAG STEIERMARK"